Wie ticken sozialökologische Jugendliche?
Die Jugendlichen aus der sozialökologischen Lebenswelt fühlen sich berufen, für Umweltschutz, Demokratie und Gerechtigkeit einzustehen. Sie zeigen am ehesten von allen Jugendlichen eine altruistische Grundhaltung. Dabei versuchen sie anders als andere nicht, sich von den übrigen Lebenswelten abzugrenzen, sondern treten für die Gleichberechtigung von Benachteiligten ein, was sie aber auch zuweilen in eine sozialromantische Haltung führt.
Sozialökologische spüren eine Verantwortung für die Gesellschaft und sind offen für andere Einstellungen und Kulturen. Dabei bleiben sie meist kritisch eingestellt.
Ihr Leben wollen sie genießen, ohne dass dafür Konsum eine Rolle spielt; sie wehren sich sogar aktiv gegen Materialismus. Entsprechend spielen Modetrends kaum eine Rolle. Viel wichtiger ist dagegen Bildung, die Jugendlichen investieren viel Zeit und Aufwand in die Schule. Sie versuchen Themen kritisch zu reflektieren und zu durchdringen. Das Verhältnis zur Schule ist insgesamt positiv. Kritisch sieht man es aber, wenn Lehrer zu viel Druck ausüben. Dabei solidarisieren sie sich mit jenen, die dem Druck nicht standhalten können. Ebenso wünschen sich viele, dass die Inhalte des Unterrichts mehr auf ihre Interessen zugeschnitten sind.
Lernen findet aber auch außerhalb der Schule statt, beispielsweise im Gespräch mit Erwachsenen, wo man sich und seine Positionen auch gerne ausprobiert. Auch Lesen ist in dieser Lebenswelt sehr populär; wenn das Lesen inspiriert, wird auch mal geschrieben.
Kulturell sind die sozialökologischen Jugendlichen breit interessiert. Sie haben ihre Lieblingsbands, deren Texte sie gut kennen, sind aber auch klassischer Musik gegenüber aufgeschlossen. Der richtige Ort für Musik ist das Festival, diese Veranstaltungsform ist überhaupt sehr attraktiv. Im Kino sieht man nur ausgesuchte Filme, ähnliches gilt für das Fernsehen.
Im eigenen Freundeskreis will man die eigenen Interessen teilen und ähnlich kritische Geister finden, die mit einem auf hohem Niveau diskutieren können. Gleichzeitig möchte man aber mit Menschen aus verschiedenster Herkunft, intellektuell und kulturell, zu tun haben, auch in der Annahme, dass sich bei ärmeren Menschen die eigenen Werte eher verwirklicht fänden.
Trotz ihrer konsumkritischen Haltung haben fast alle Jugendlichen dieser Lebenswelt die übliche Grundausstattung an technischen Geräten. Gleichzeitig sollen diese aber keine bestimmende Rolle im Alltag einnehmen. Im Internet sucht man neben der Kommunikation auch die eigene Weiterbildung, wobei die Informationen viel mehr auf Verlässlichkeit geprüft werden, als in anderen Lebenswelten. Hauptkommunikationsträger im Internet ist die E-Mail, die genug Platz für längere Ausführungen bietet.
Wenn sie an ihre Zukunft denken, sehen die Jugendlichen keine einheitliche Karriere, sondern viele verschiedene Berufe, in denen sie sich selbst einbringen und etwas bewirken können. Bevor es aber mit einem Beruf losgeht, wollen sie vorher noch Zeit im Ausland verbringen.
Wenn sich die sozialökologischen Jugendlichen mit Politik beschäftigen, dann vor allem im Bereich Umwelt und Soziales. Sie interessieren sich explizit für die Parteien und ihre Programme. Sie engagieren sich politisch, und wollen ihre Ansichten an andere vermitteln.
Das ganze Themenfeld um Religion ist für diese Jugendlichen spannend. Glaube und Religion sind für sie aber getrennte Dinge, sie reflektieren vor allem über ihren eigenen Glauben, wobei sie tendenziell ein Interesse an Esoterik haben. Auch die Einflüsse anderer Religionen auf die eigenen Ansichten sind spannend.
Die Kirche wird von ihnen vor allem für ihre Moralvorstellungen kritisiert. Auch finden sie, dass die Lebensfragen, die sie stellen, von der Kirche zu einfach beantwortet werden. Geschätzt wird dagegen das soziale Engagement, ebenso wie die positive Erfahrungen, die man in Gruppen in der Jugendarbeit oder bei der Firm- oder Konfirmationsvorbereitung gemacht hat. Spirituell fühlen sich viele in Taizé wohl, was wohl auch mit dem Festivalcharakter zusammenhängt. Auch bietet sich hier die Möglichkeit, seinen eigenen Glauben zu hinterfragen und kritisch erkunden.
Sozialökologische Jugendliche sind in der Kirche bereits präsent, es gibt auch schon Angebote, die sie ganz gut erreichen. Die Kirche kann sich hier aber auch noch profilieren, wenn sie einen Raum zum kritischen Denken eröffnet und ihre Gemeinsamkeiten mit diesen Jugendlichen bei Fragen von Ökologie und Gerechtigkeit aufzeigt.
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