Foto: Felix Neumann/katholisch.de

Clubhouse App. Eine kurze Anleitung

Clubhouse ist eine interessante Variante für professionelle Kommunikation. Gerade in der Kirche. Seit einigen Wochen beschäftigt man sich medial mit dem Trend um die neue US-amerikanische Audio-App. Mobiluser aus ganz Deutschland sind neugierig auf die scheinbar exklusive Mitgliedschaft. Auch Erzbischof Ludwig Schick und Bischof Stefan Oster sprachen in einer Clubhouse-Talkrunde am Rande der Vollversammlung bereits live in der App (siehe Bild).

Um etwas Licht ins Dunkle zu bringen, haben wir uns für Sie mit der neuen Trend-App beschäftgt:
Eine Einladung (Invite) ist nicht nötig. Und auch das Teilen der Adressen ist keine Pflicht. Wer sich anmeldet und kein Invite hat, wird auf eine Warteliste gesetzt und bekommt meist nach wenigen Minuten eine Freischaltung. Die Freigabe der Adressen, „Authorize contacts“,  kann abgelehnt werden, man kann dann zwar keine Invites versenden, aber die App dennoch vollständig nutzen. Als Neuling erkennt man Sie online an einem Partyhütchen, dass Sie 7 Tage lang begleitet. Nachdem man sich dann durch mögliche Interessenfelder wie Spirituelles oder Musik hindurchgeklickt hat, bekommt man ein paar Raumvorschläge, in die man hineinhorchen kann und in denen man sich am Gespräch beteiligen kann, wenn man denn möchte.  Der kleine Kalender oben rechts zeigt an, welche Gesprächsräume in Ihren Interessensfeldern gerade geöffnet sind.

Räume können abonniert werden und den Kontakten, denen Sie in den betretenen Räumen begegnen, können Sie folgen. So können Sie Kontakte aufbauen, ohne Ihre eigenen preisgeben zu müssen. Wenn Sie einmal damit begonnen haben, werden Ihnen immer wieder ähnliche Personengruppen aus Ihren Interessensfeldern oder ähnlichen Berufsbezeichnungen angezeigt.

Ist man einmal drin, erwartet einen eine unendliche Auswahl an Räumen, in denen Clubhausgäste diskutieren, debattieren oder auch nur zuhören können. Das Themenspektrum deckt sämtliche Gebiete ab. Moderatoren und Gäste sprechen auf virtuellen Bühnen, in frei zugängliche Räume kann jeder User beitreten und zuhören, die Möglichkeit für geschlossene Gesprächsrunden besteht ebenso.

Der eigene Room
Um einen Raum selbst zu starten, klicken Sie auf „start a room“. Die Schwierigkeit ist es einen geeigneten Namen für den Raum zu finden. Für die Teilnehmer, die Sie sich wünschen, müssen Sie eine Kategorisierung treffen: Öffentlich (Open), ihre Followergruppe (Social) oder ein eigens zusammengestellter Nutzerkreis (Closed) stehen zur Verfügung. Wenn das alles erledigt ist, klickt man einfach auf Let´s go und dann geht es los.

Wir raten Ihnen immer zu zweit einen Raum zu leiten. Einer sollte den Raum im Auge halten und der andere den Inhalt leiten. Redezeiten müssen beachtet und die Zuhörer auf die Bühne geholt werden. Etwa alle 10-15 Minuten sollten Sie neue Gäste begrüßen und für diese ein Update machen. Am Ende ist es hilfreich, die wichtigsten Inhalte zusammenzufassen und auf die nächste Veranstaltung oder einen weiterführenden Link hinzuweisen.

Um aber wirklich alles richtig zu machen, müssten Sie eine wiederkehrende Veranstaltung eröffnen, diese nennt man dann Club. Was der Anwendung den Namen gibt. Dieser benötigt einen festen Rhythmus, zu einer festen Uhrzeit, an einem festen Tag. Ihrem persönlichen Club können Sie feste Regeln zuweisen und so Mitglieder für Ihr Interessensfeld gewinnen und anleiten.

Sofern Sie ein iPhone besitzen, steht Ihnen Clubhouse zur Verfügung, denn eine Android-Version gibt es bisher noch nicht. Clubhouse ist zudem derzeit noch in der BETA-Version.

Was macht die App so spannend?
Ein Novum an Clubhouse gegenüber ähnlichen Apps ist der Live-Charakter. Gespräche können nicht vorab aufgezeichnet und gepostet oder im Nachhinein gelöscht werden. Während insbesondere auf Instagram und TikTok Optik und Visualität im Vordergrund stehen, bricht Clubhouse auch mit dieser Tradition und fokussiert sich ausschließlich auf das gesprochene Wort. „Audio only“ lautet das Stichwort.

Clubhouse trifft gerade in der Pandemie einen Zeitgeist: Die App lässt das direkte Gespräch miteinander wiederaufleben, die zunehmende Beliebtheit von Sprachnachrichten gegenüber Texting spielt ihr dabei in die Hände. Podiumsdiskussionen und Gesprächsrunden, die noch immer kaum stattfinden können, gibt es hier schnell und einfach zu konsumieren, gratis und je nach persönlichem Interesse direkt aufs Handy. Interessant ist auch die Nähe, die zu Rednern entsteht, denen man sonst nicht so nah kommen kann. Sascha Lobo, Doro Bär oder auch Thomas Gottschalk kann man in Clubhouse virtuell gegenübersitzen und tatsächlich mit ihnen sprechen.

Dialog und gruppenorientierte Kommunikation
Erfolg auf Twitter steht und fällt mit schmissigen Statements in 280 Zeichen, auf TikTok und Instagram gilt es aus der täglichen Flut an (Bewegt-)Bildern hervorzustechen. Der Fokus von Clubhouse auf Stimmen, Gespräche und Inhalte erfordert eine neue Form der Aufmerksamkeit seiner User.

Interessant ist sicher auch, dass wir in den vergangenen Wochen sogar einen Raum der Stille oder wie er bei Clubhouse genannt wurde Raum des Schweigens gefunden haben, in dem sich hunderte User einwählten, um stundenlang einfach nichts zu sagen und im Netz gemeinsam zu ruhen. Warum dann nicht mal einen Raum eröffnen mit einem geistlichen Impuls und angeleitetem Gebet? Oder einen Raum, in dem Glaubenszweifel oder gerade der Halt im Glauben diskutiert werden könnten?

Probleme im Kleingedruckten
Wirklich DSGVO-konform ist Clubhouse noch nicht. Eine DSGVO-konforme Anwendung ist dennoch möglich, indem man seine eigenen Kontakte nicht freigibt. Da das aber nicht jeder so macht, begegnen einem recht schnell die guten alten Bekannten aus seinen anderen Netzwerken.
Für sensible Gespräche ist Clubhouse problematisch, da alle Inhalte mitgeschnitten und auf Servern gespeichert werden.
Auch die Verbreitung von Inhalten innerhalb der App ist noch nicht aktiviert. Bisher gibt es weder Likes, Kommentare noch eine Nachrichtenfunktion.

Interaktiver Live-Podcast und Twitch als Audioversion – Clubhouse ist umstritten und dennoch anziehend. Und es lohnt sich, sich damit zu beschäftigen, denn auch wenn es sich nicht endgültig implementieren sollte, so ist es in jedem Fall „podcasting mal anders gedacht“. Und das Potential ist hörbar.

Wenn Sie hierüber mehr erfahren möchten oder über eine Anwendung in dieser Richtung nachdenken, teilen wir gern unsere Erfahrungen mit Ihnen und entwickeln ein für Sie und Ihr Anliegen geeignetes Format.
Ihr Kontakt
Hannah Sutner
Telefon: 089/54 58 89 30
E-Mail: suttner@mdg-online.de