INSPIRATION Artikel
Fair telefonieren
Ein Testbericht von Frank Rosemann
Der Karton des Fairphones wirbt mit dem Qualitätssiegel „Made in China“. Wer den aufgedruckten Link weiterverfolgt, erhält Informationen über die Arbeitsbedingungen in der Zulieferindustrie und die Abbausituation der Seltenen Erden. Bestellt werden konnte das Handy mit oder ohne Netzstecker. Akku eingelegt und los geht’s – nicht mit LTE-Geschwindigkeit, aber erfreulich zügig auch im Business-Einsatz. Gleich am Anfang bietet das mit dem Google-Betriebssystem Android betriebene Fairphone die Option, es ohne den Appstore GooglePlay zu betreiben. Ich will genau das, und so wurde ich bei SlideME oder Yandex fündig, konnte dort PDF-Leser und andere wichtige Zubehör-Apps in-stallieren, ohne meine Daten Google preiszugeben. Ansonsten sind alle Android-Standardfunktionen enthalten.
Mich freut besonders eine App mit dem Titel „Genießen Sie die Ruhe“. Per Knopfdruck schaltet das Handy in eine Schlummerfunktion und gewährt einem eine echte Auszeit. Im Vergleich zu meinem Blackberry verführt mich kein Blinken, ständig nach neuen E-Mails oder SMS zu schauen. Das Fairphone liegt einfach ruhig da, und ich entscheide, wann ich es wieder zur Hand nehme. Eine russische Plattform bietet eine umfangreiche Auswahl an Apps. Was im ersten Moment zur Vorsicht mahnt, hat schließlich sogar unsere strenge IT überzeugt, weil alle dort abrufbaren Applikationen durch die renommierte Kaspersky-Software sicherheitsgeprüft werden. Vielleicht sind hin und wieder ein paar Euro zu berappen, aber dafür bezahle ich nicht mit meinen Daten. Zwar kann ich aktuell nicht die Deutsche-Bahn-App installieren. Aber auch über die Homepage-Verknüpfung mit DB-Icon auf meiner Bildschirmoberfläche bin ich mit zwei Klicks am Ziel. Für 325 Euro, simlockfrei und mit einem guten Gewissen, freue ich mich schon auf frei programmierte Apps, die Sicherheitsanforderungen genügen und eine stabile Synchronisierung mit Outlook gewährleisten. Die Kritik an der Kamera kann ich nicht nachvollziehen. Für Selfies und Fotoprotokolle ist sie absolut ausreichend. Zwar ist das Handy etwas schwerer als das iPhone5. Dafür ist der SAR-Wert, die Messgröße für Strahlung, mit lediglich 0,33 Watt pro Kilogramm deutlich niedriger. Im ständigen Synchronisationsbetrieb und mit regelmäßigen Telefonaten hält der Akku zwei bis drei Tage.
Mein Resümee: Technisch geht es anspruchsvoller, zumeist jedoch mit deutlich höherem Preis, aber konfliktfreier können Namibia, Kongo, China und die Niederlande wohl kaum zusammenarbeiten als beim Fairphone.
Redaktion: dreipunktdrei mediengesellschaft, www.dreipunktdrei.de
Foto: Fairphone