INSPIRATION Artikel
Wo lesen Sie am liebsten?
Wir fragen. Unsere Kunden antworten.
Petra Dierkes, Abteilungsleiterin Erwachsenenseelsorge im Erzbistum Köln: Neben Fachartikeln, Zeitungen und Mails lese ich gern auch richtige Bücher aus Papier. Im Winter am liebsten auf dem Sofa, eine dicke Decke über den Beinen, Schokolade und Kölsch in greifbarer Nähe, Feuer im Kamin. Wichtig ist, dass ich dann auch ausreichend Zeit habe – Zeit, um in das Buch eintauchen zu können, alles andere zu vergessen, Muße für eine andere Welt. Im Sommer lese ich am liebsten am Meer auf meinem Handtuch, Sand zwischen den Zehen, Meeresrauschen im Ohr. Oder nach einer Bergtour am späten Nachmittag vor der Hütte, mit der untergehenden Sonne im Augenwinkel. Und wenn wir mit dem Rad unterwegs sind, dürfen die Bücher in elektronischer Form mitreisen – ein tolles Gefühl, ein ganzes Bücherregal in der Lenkertasche zu haben.
Anton Magnus Dorn,Geschäftsführer TOP:Talente e.V: Beruflich bin ich gezwungen, Mails, Texte und Bilder auf elektronischem Weg zu empfangen und auch zu verschicken. Und privat habe ich mir das mittlerweile auch angewöhnt. Anders kann ich mir den größten Teil meines schriftlichen Kontaktes mit der Außenwelt kaum mehr vorstellen. Vor die Wahl gestellt, zwischen „Electronic“ und Papier zu wählen, bin ich eindeutig fürs Papier. Alles Wichtige drucke ich mir ohnehin aus. Da habe ich es schwarz auf weiß, falls nötig, kann ich darauf meine Korrekturen anbringen, mir Notizen machen, um bei Bedarf darauf zurückzugreifen. Mein ganzes Umfeld ist von gedrucktem Papier – sprich Büchern – geprägt, auf das ich keinesfalls freiwillig verzichten will. Und das gilt auch für die Zeitung und Zeitschriften. Ohne Papier würde mir etwas an Lebensqualität fehlen.
Stefan Sedlacek,Geschäftsführender Vorstand Geistliches Zentrum Schwanberg: Ich gehörte zu den ersten Informatik-Studenten in Deutschland, beschäftige mich also seit mehr als
40 Jahren mit Digitalem – aber Lesen? Zum Lesen brauche ich ein richtiges Buch in der Hand! Ich möchte sein Gewicht spüren, das Geräusch beim Umblättern hören, den neuen Einband riechen. Von einem gebundenen Buch entferne ich vor dem Lesen den Schutzumschlag, er soll nicht einreißen. Denn ein Buch sieht auch schön aus, wenn es im Regal steht oder auf dem Nachttisch liegt. Ich gebe zu, Nachrichten lese ich auch online und bin begeistert von der Schnelligkeit des Angebots. Aber nie käme mir in den Sinn, die „SZ“ abzubestellen. Meine zweijährigen Enkeltöchter beherrschen die Wischbewegung beim iPad schon genauso gut wie das Umblättern des Bilderbuches. Aber ich gebe nicht auf. Bücher sollen Kulturgut bleiben, gerne ergänzt um Digitales.
Dr. Jakob Johannes Koch, Kulturreferent im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz: Mit Goethe schicke ich vorweg: „Es ist ein großer Unterschied, ob ich lese zu Genuss und Belebung oder zu Erkenntnis und Belehrung.“ Lese ich den Quartalsbericht meiner Lebensversicherungsgesellschaft, sitze ich vorsorglich auf einem stabilen Stuhl mit festem Untergrund. Lese ich Belletristisches, gerate ich gerne ins Schwanken: Die Hängematte im sommerlichen Garten ist dann mein Lieblingsleseort. Die hohe Schlagzahl meines Jobs hat mich zum versierten Schnellleser werden lassen. Privat aber zelebriere ich das Lesen als „Slow Food“: Ein Gedicht von Ulla Hahn oder von John Ashbery will verkostet werden wie eine Lage Jamón Serrano mit einem Glas Lafite-Rothschild. Und noch etwas: Ob Papier oder Tolino – das ist mir gleich. Aber „Bleiwüsten“ mag ich gar nicht, weder bei Print noch auf Displays. An die händischen Typografien eines Otto Rohse oder des jüngst verstorbenen Hans Eduard Meier reichen selbst die besten E-Book-Reader (noch?) nicht heran…